Wie gestaltet man die Veranstaltungsbranche nachhaltig? Mit dieser Frage setzen sich viele Unternehmen und Vereine auseinander. Auch der BNW setzt sich dafür ein, dass dieser wirtschaftliche Zweig vor allem einen politischen Rahmen bekommt, in dem nachhaltig organisierte Veranstaltungen gefördert und zum Standard werden. Doch was gehört alles zur Branche dazu? Zu der üblichen Veranstaltungsbranche zählt per touristischer Definition der MICE (Meetings, Incentives, Conventions, Events) Sektor, also geschäftlicher bzw. unternehmerischer Tourismus. Spätestens seit der Corona Pandemie kann eine Entwicklungen des Arbeitsumfeldes in diesen Bereichen festgestellt werden. Nämlich den Wechsel von der traditionellen Arbeit im Büro hin zu einem Arbeitsumfeld unter der Bezeichnung „Remote Work“ oder eben dem Arbeiten im Home-Office. Meetings, die sonst mit Menschen aus unterschiedlichen Städten, Regionen oder sogar Ländern stattgefunden haben, finden nun vorrangig online statt. Was traditionelle Veranstaltungen aus nachhaltiger Sicht problematisch machen, sind vor allem die Anreise, die Verpflegung vor Ort sowie die Unterbringung. Umso schöner ist es zu sehen, dass immer mehr Unternehmen der Veranstaltungsbranche clevere Lösungen geschaffen haben und so das nachhaltige Veranstalten möglich machen.
Im Folgenden werden verschiedene Leitfäden, Orientierungspunkte und Impulse für eine nachhaltige Veranstaltungsbranche aufgezeigt.
Der BNW setzt sich für die Etablierung nachhaltiger Veranstaltung ein. In verschiedenen Stellungnahmen und Interviews machte BNW-Geschäftsführerin Dr. Katharina Reuter klar, dass es wichtig ist nachhaltige Veranstalter:innen zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu geben. Genauso wichtig ist es allerdings auch, einen politischen Rahmen zu setzen, der nachhaltiges Veranstalten fördert.
Im August 2020 brachte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Broschüre „Leitfaden für nachhaltige Organisation von Veranstaltungen“ raus. Die Broschüre enthält Empfehlungen und praktische Hinweise zu den wichtigsten Handlungsfeldern bei der Vorbereitung von Veranstaltungen auf verschiedensten Gebieten (zum Beispiel Politik, Kultur, Sport).
Für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Events hat das Convention Office von VisitBerlin die Sustainable Event Scorecard entwickelt. Dabei deckt die Scorecard alle Handlungsfelder des Eventmanagements ab und bietet eine gute Orientierung für die Veranstaltung nachhaltiger Events.
Die Schnelllebigkeit von Messen, von Messeständen, das Catering, die Anreise, das hohe Abfallaufkommen, all das trägt nicht unbedingt dazu bei, Messen als Wiege der Nachhaltigkeit wahrzunehmen.
Mit welchen gezielten Maßnahmen ein Messeauftritt jedoch nachhaltig gestaltet werden kann, zeigt die Beratungsagentur für nachhaltige Veranstaltungen 2bdifferent im Sonderdruck der Ausgabe 05 der EVENT PARTNER am Beispiel der IAA Mobility 2021.
Mit dem extrem komprimierten Sustainability Rider mit Checkliste wurde ein Leitfaden für die Eventbranche entwickelt. Ziel ist es jedem zu ermöglichen eine klimaneutrale und nachhaltige Veranstaltung zu organisieren. Dieser Leitfaden wurde von EMAS / ISO und SDG Experten überprüft und richtet sich an Künstler:innen und Veranstalter:innen unter Berücksichtigung der ganzheitlichen Nachhaltigkeit, also dem Umweltschutz, der sozialen Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit im Veranstaltungsmanagement.
Darüber hinaus bietet Sustainable Event Solution eine Datenbank bestehender Eventdienstleister für Nachhaltigkeit und nachhaltige Veranstaltungsorte.
Mit der 16 Steps Initiative bündelt die Veranstaltungsbranche ihre Kräfte für ein langfristiges Nachhaltigkeitsprogramm. Ziel ist es, die Branche zukunftsfähig zu gestalten. Gemeinsam mit dem Branchennetzwerk MEET GERMANY stellte Nachhaltigkeitsexperte Stefan Lohmann einen 16-Stufen-Plan auf, um die Veranstaltungsbranche bis 2025 so weit wie möglich klimaneutral umzugestalten. Die Schritte sind angelehnt an den Sustainability Rider, die komprimierte Checkliste für nachhaltige Veranstaltungen, die mit der Unterstützung von EMAS und ISO Experten entwickelt und in der Praxis erfolgreich angewandt wurde. Unterstützung für diese Initiative gibt es von zahlreichen Branchenverbänden und Netzwerken. Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) unterstützt die 16 Steps Initiative.
Wenn die lokale Stromversorgung der Location nicht ausreicht, müssen andere Quellen gefunden werden: in der Regel sind das nach wie vor klassische Diesel-Aggregate, die für einen erheblichen Teil der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Doch das muss nicht so sein. Mit neuen Lösungen und spezifischen Planungs-Ansätzen können messbare ökologische und ökonomische Erfolge erzielt werden. Die Planer:innen von BNW-Mitglied NIYU, einem innovativen Event-Produktionsbüro, legen dies in einer Case-Study transparent dar.
Eventmaterialien wie zB Roll-ups sind oft nicht so nachhaltig, wie sie es sein könnten. Daher geben BNW-Mitglieder der Veranstaltungsbranche als Pioniere der Nachhaltigkeit Tipps rund um das Thema „nachhaltige Roll-ups“.
Nachhaltig ausgerichteter Tourismus ist ein wichtiger Baustein für die Transformation der Wirtschaft. So sollte es zur Normalität werden, auch bei der Entscheidung für einen Übernachtungsort eine klimafreundliche Unterkunft wählen zu können. Die BNW-Mitgliedsunternehmen Familienferienanlage Gut Nisdorf GmbH, Janbeck*s Fairhaus und das Haffhus sind schon heute Vorreiter im Thema nachhaltiges übernachten. Die Kurzdokumentation über Janbeck*s Fairhaus gibt einen Best-Practice Einblick in den nachhaltigen Tourismus an der Ostsee.